Mart Stam (1899-1986)
Im holländischen Purmerend geboren, erlernt den Tischler- und Zeichenlehrerberuf. Anschließend arbeitet er zunächst in den Niederlanden, später in Berlin und der Schweiz in verschiedenen Architekturbüros, darunter bei Max Taut und Hans Poelzig. Er gründet 1924 mit dem Architekten Hans Schmidt die Schweizer Avantgarde-Zeitschrift „ABC“. Stam fühlt sich dem rationalen Bauen und Entwerfen verpflichtet. Einfachheit ist für ihn kein Selbstzweck. Visionäre Architekturstudien, die er veröffentlicht, machen ihn international bekannt.
1925 experimentiert er mit Gasrohren, aus denen er einen neuartigen Stuhl ohne Hinterbeine zusammensetzt – die Grundidee des von Thonet bis heute unter verschiedenen Modellnummern produzierten Freischwingers war geboren. 1926 wird er von Ludwig Mies van der Rohe zur Teilnahme an der Werkbundausstellung „Die Wohnung“ in Stuttgart eingeladen. Stam realisiert dort ein Reihenhaus mit drei Wohneinheiten, zwei davon richtet er selbst ein, die dritte Marcel Breuer. Erstmals stellt Mart Stam hier seinen hinterbeinlosen Kragstuhl vor, Vorbild unzähliger Freischwinger.
1928 zieht er nach Frankfurt am Main, wo er die Typisierung von preiswertem Wohnraum erprobt. Im Wintersemester 1928/29 ist er Gastdozent für Städtebau am Bauhaus Dessau. 1930 geht er mit Ernst May („Brigade May“) und mit seiner damaligen Frau Lotte Stam-Beese in die Sowjetunion, um Städte zu planen. Nachdem er sich 1934 weigert, eine Stadt in besonders unwirtlicher Umgebung zu projektieren, muss er die UdSSR verlassen.
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